Weissburgunader Gipfel 2024 „Weissburgunder ist der bessere Grauburgunder“

Gastgeber des Weissburgunder Gipfels waren die Winzer der „Weisse Burgunder Charta e.V.“, einer Vereinigung von 12 Weingütern aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstrasse. Der Einladung folgten über 90 Weingüter, Winzer und Genossenschaften aus fünf Ländern, die insgesamt rund 200 Weissburgunder präsentierten.

Über 250 Sommeliers, Journalisten, Influencer, Gastronomen und Weinliebhaber waren ins Leimener Portland Forum gekommen, um die herausragenden Weine zu verkosten und mit den Winzern über ihre Weissburgunder-Interpretationen zu sprechen. Inspiration für die hochkarätig besetzte Veranstaltung lieferten Südtiroler Winzer rund um Hans Terzer mit dem Spatium Pinot Blanc.

Claus Burmeister vom Weingut Heitlinger und Weingut Burg Ravensburg ist erster Vorsitzender der „Weisse Burgunder Charta e.V.“: „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir knapp 90 Spitzenerzeuger aus den besten Weißburgunder-Regionen der Welt für unsere Veranstaltung gewinnen konnten. Wir sind hier zusammengekommen, um dem Weissburgunder eine Bühne zu bieten und die unterschiedlichsten Interpretationen der Rebsorte zu feiern!“

Weissburgunder als „sichere Bank“ mit viel Potential

In einem hochkarätig besetzen Panel mit führenden Persönlichkeiten aus der Weinwelt wurde die Rebsorte aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert: Handel, Gastronomie, Wissenschaft, Qualität und Potential.

„Weissburgunder ist eine wunderbare Rebsorte, die uns einzigartige Weine schenkt – vom Einstieg bis zum Spitzengewächs“, schwärmt Hans Terzer von der Kellerei St. Michael Eppan in Südtirol. Er gilt als einer der größten Experten, Pioniere und Botschafter des Weissburgunders. „Ein guter Tipp, wenn ein Sommelier im Restaurant mal nicht greifbar ist: Wer Weissburgunder bestellt, macht in der Regel nichts falsch – er ist ein fantastischer Essensbegleiter.“

In diesem Zusammenhang sieht Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland, eine positive Entwicklung der Rebsorte in der Gastronomie: „Weissburgunder wächst. Immer mehr Restaurants nehmen ihn auf die Weinkarte, weil er meist leicht, elegant und moderat in der Säure ist. Zudem spiegelt er sein Terroir gekonnt wider.“

Die positive Entwicklung des Weissburgunders lässt sich auch anhand der Entwicklung der Rebflächen dokumentieren. „Der Weissburgunder hat eine Riesenzukunft bei uns in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim. „Das zeigt sich auch in der Ausdehnung der Rebflächen. Weissburgunder ist in den vergangenen Jahren beispielsweise deutlich stärker gewachsen als Chardonnay.“ Die Anbaufläche des Weissburgunders stieg zwischen 2012 und 2023 von 4.450 auf 6.300 Hektar.

Der große Durchbruch

Alexandra Wrann, Chefredakteurin der Weinwirtschaft, hat sich in den vergangenen Wochen mit Einkäufern großer Lebenmitteleinzelhändler zum Thema "Weissburgunder" ausgetauscht. „Das Fazit meiner Gespräche: Der Handel liebt Weissburgunder, verkauft ihn im Moment allerdings zu wenig. Das liegt in der Fläche vor allem an der Vorliebe der Deutschen für Grauburgunder“, sagt Alexandra Wrann. „Meine These: Weissburgunder ist der bessere Grauburgunder. Frische, leichte und spritzige Weine – genau das, was Kunden sehen möchten. Ich sehe ein großes Potential, dass Weissburgunder in Zukunft die stilistische Lücke zwischen Riesling und Grauburgunder schließen kann.“

Die badische Weinexpertin Natalie Lumpp bricht ebenfalls eine Lanze für die Rebsorte: „Es liegt an uns, in der Weinwelt Trends zu setzen. Aus meiner Sicht sollte Weissburgunder der nächste Weintrend werden. Pinot Blanc hat das Zeug, um in Deutschland nach Riesling die zweite weiße Leitrebsorte zu werden!“

„Rein qualitativ ist der deutsche Weissburgunder auf einem guten Weg“, sagt Hans Fink, Verleger vom Gault & Millau Weinführer. „Rund zehn Prozent der Weine in unseren Verkostungen sind Weissburgunder. Die meisten liegen im gehobenen Mittelfeld, einige reichen in die Spitze rein. Die Qualität steigt von Jahr zu Jahr, aber es fehlt aus meiner Sicht noch ein echter Star. Ein deutscher Icon Wine mit internationaler Strahlkraft. Das würde der Rebsorte sehr guttun.“

Hans Terzer sieht das ähnlich: „Ich glaube, in Deutschland fehlt im Moment noch ein auflagenstarker Weissburgunder, der eine hohe Präsenz in der Gastronomie hat. Unser Schulthaus Weissburgunder funktioniert sehr gut. Wir vermarkten 200.000 Flaschen des Weins an die Gastronomie – das schafft Aufmerksamkeit für die Rebsorte.“

Fazit: Das Potential der Rebsorte ist groß. Die Entwicklung äußerst positiv. Was im Moment noch fehlt, ist das große Aushängeschild. Wie lange wird es dauern, bis der Weissburgunder auch in der Fläche aus dem Schatten des Grauburgunders und des Chardonnays tritt? „Beim nächsten Weissburgundergipfel wissen wir sicherlich mehr“, sagt Claus Burmeister.

Weisse Burgunder Charta e.V.

Gegründet am 21. April 2015, ist die Weisse Burgunder Charta ein Zusammenschluss von 12 Weingütern aus den beiden benachbarten Bereichen Kraichgau und Badische Bergstraße im deutschen Weinanbaugebiet Baden. Geographisch erstreckt sich die Region in Nord-Süd-Richtung von Heppenheim über Heidelberg bis nach Karlsruhe und dehnt sich im Osten bis nach Heilbronn aus. Die Weine der Weisse Burgunder Charta sind nicht nur durch das besondere Terroir geprägt, sondern sollen auch Ausdruck der jeweiligen Winzerpersönlichkeit und des individuellen Schaffens sein. Die Mitglieder der Charta sind: Weingut Bös, Weingut Bosch, Weingut Burg Ravensburg, Weingut Gravino, Weingut Heitlinger, Weingut Ihle, Weingut Adam Müller, Weingut Rosenhof, Weingut Seeger, Weingut Hans Winter, Weingut Adrian Zimmer und Weingut Albert.