Gut Hermannsberg Riesling KLAMM IN DER ROSSEL

2009 hat die Familie Reidel die ehemalige „Königlich-Preußische Weinbaudomäne“ erworben, in „Gut Hermannsberg“ umbenannt und einen Neustart gewagt. Die klare Vision war es, den einstigen Prestige-Betrieb wieder an die Spitze der deutschen Riesling-Weingüter zu führen. Die Voraussetzungen konnten nicht besser sein, da jede einzelne Parzelle, die zum Weingut gehört, vom VDP als Große Lage klassifiziert war. Gemeinsam mit dem Produktionsleiter Karsten Peter startete die Familie Reidel eine aufwändige Renovierungsarbeit in allen Weinbergen, um die Böden und die Reben schrittweise wieder in die Topqualität zu führen, wie man sie von so hochqualifizierten Lagen erwartet.

 Die Grundsatzentscheidung lautete: egal wie lange es dauert, ein Wein kommt erst dann als VDP.GROSSES GEWÄCHS® auf den Markt, wenn er die strengen internen Qualitäts- und Reife-Messlatten passiert. Es dauerte 14 Jahre, bis nun auch die letzte der sieben Lagen diesen hohen Anforderungen entspricht.

Der lange Weg zur Perfektion

Auch wenn sich der Großteil der Lage Klamm „In der Rossel“ zum Zeitpunkt der Weingutsübernahme in einem verheerenden Zustand befand, war ihr Potenzial doch klar ersichtlich. Die Lage ist perfekt zur Sonne exponiert, die Böden weisen eine einzigartige Kombination aus vulkanischem Porphyr und Schiefergestein auf, und öffnet man eine der raren Flaschen aus dem Altbestand, ist man sprachlos ob der Vitalität im Glas.

Während der obere, terrassierte Teil der Lage mit rund 60 Jahre alten Reben im Jahr 2009 in einem guten Zustand war, musste der untere Teil der Lage, der gut zwei Drittel der 0,85 Hektar umfasst, völlig neu ausgepflanzt werden. Dazu wurde für die bestmögliche Reben-Genetik eine Selektion aus den ältesten Weinbergen von Gut Hermannsberg gezüchtet. Auf den kargen vulkanischen Böden mit wenig Feinerde dauerte es Jahre, bis die Reben Fuß fassten.

Balance bedeutet für Karsten Peter, dass sich der Weinberg am Ende weitgehend selbst reguliert und der Winzer möglichst wenig eingreifen muss. Vegetatives Wachstum und Ertrag stehen dann im guten Verhältnis zueinander – was bei unterschiedlichem Rebalter und inhomogener Bodenstruktur (vulkanischer Porphyr durchzogen von einer Schiefergesteins-Ader) eine knifflige Angelegenheit ist. Um die gewünschte Balance zu erreichen, wurde intensiv mit Kompost und Strohabdeckungen gearbeitet sowie unterschiedliche Begrünungssaaten ausprobiert. Zusätzlich galt es den jüngeren Reben ausreichend Zeit zu geben, bis ihr jugendlicher Charme mit dem Tiefgang der mittlerweile 60 Jahre alten Reben aus den höher gelegenen Parzellen harmoniert.

Die letzten Jahrgänge entwickelten sich bereits sehr positiv. Der alte und der neue Teil der Riede wurden bereits über mehrere Jahre separat gelesen und vinifiziert. Das Ergebnis hatte stets Power und Druck, doch am Ende fehlte dem Winzer Karsten Peter die „Dritte Dimension“, wie er es nennt. Es vergingen noch ein paar Jahre, und 2023 war es endlich soweit – Klamm „In der Rossel“ hatte diese „Dritte Dimension“, sprich die gewünschte Tiefe und Vielschichtigkeit erreicht.

Vinifizierung

Die Trauben von Klamm „In der Rossel“ 2023 wurde in zwei Durchgängen von Hand gelesen. Die oberen, terrassierten Parzellen vier Tage vor dem jüngeren, unteren Teilstück. Der Vinifikation liegt dieselbe Philosophie zugrunde wie auch den anderen GGs von Gut Hermannsberg: maximalen Weinberg-Charakter in die Flasche zu bringen. Die Trauben wurden zweimal selektioniert und gequetscht. Nach kurzer Maischestandzeit von sechs Stunden folgte eine sanfte Pressung mit kurzer Absitzzeit über Nacht. Der Wein wurde – wie all GGs – spontan vergoren, und mit langem Hefelager teilweise im Edelstahl und teilweise im großen Holzfass gereift. Ohne Schönung wurde der Wein am 30. Juli 2024 gefüllt und kommt nun auf den Markt.