Frankenwein Winzer gründen ersten Wein-Branchenverband

Bei Weinhändlern und in Supermärkten finden Verbraucher neue Wein-Bezeichnungen. Ähnlich wie bei Parma-Schinken, Dresdner-Christstollen und Champagner soll die Herkunft für die Wein-Qualität sprechen. Begriffe wie «Frankenwein» werden geschützt. Dafür sind die Winzer und Kellereien selbst mitzuständig. Der Fränkische Weinbauverband will daher am heutigen Mittwoch in Kitzingen zu einem Branchenverband umfirmieren. «Für uns ist das ein Zeitenwandel», sagte der Präsident, Artur Steinmann.

In Deutschland werden gute Weine traditionell mit Begriffen wie «Qualitätswein» und «Prädikatswein» herausgehoben. Dafür müssen sie eine Prüfung bestehen, die vor allem auf den Zuckergehalt zielt. Nun soll die Herkunft bezeichnend sein. Je genauer die Herkunft, desto höher die Qualität, lautet die Faustregel. Ein Wein «mit geschütztem Ursprung» (g.U.) ist dabei noch besser als ein Wein «mit geschützter geografischer Angabe» (g.g.A.). Die Angaben g.U. und g.g.A. besagen, dass der Wein sicher aus dem Qualitätsgebiet stammt.

Was einen guten Frankenwein ausmacht - oder auch einen guten Ahr- oder Baden-Wein - das sollen die Erzeuger selbst festlegen. Neun der 13 Weinbaugebiete haben dafür schon sogenannte Schutzgemeinschaften gegründet. Franken will mit dem Branchenverband nachziehen und ein Stück weitergehen. «Die Schutzgemeinschaften dienen allein der Verwaltung der geschützten Herkunftsbezeichnungen», sagte Steinmann. Als Branchenverband könne man künftig weitere Aufgaben übernehmen, wie Marketing und Beratung. Es wäre der erste Weinbau-Branchenverband in Deutschland. Der Verband muss noch staatlich anerkannt werden.

Für Verbraucher könnte der Weinkauf vorerst verwirrend sein. Denn die Herkunftsangaben ersetzen die alten Bezeichnungen nicht, sondern werden parallel und zusammen genutzt. Grob entspricht ein Wein mit g.g.A. dem Landwein; Qualitäts- und Prädikatsweine haben dasselbe Niveau wie ein Wein g.U. Konsumenten finden zunächst beide Systeme.

Mit der Umstellung wollen die deutschen Winzer sich stärker an internationale Standards anpassen. In Italien, Frankreich und Spanien ist das Herkunftssystem lange etabliert. Seit einer EU-Verordnung vor zehn Jahren haben auch andere Länder umgestellt. dpa