Fleischkonsum Können Männer wählen, essen sie mehr Fleisch als Frauen

Männer essen häufiger Fleisch als Frauen - aber dieses Essverhalten ist einer neuen Studie zufolge nicht in allen Ländern der Welt zu beobachten. Es handele sich also wohl nicht um einen generellen Unterschied zwischen den Geschlechtern, heißt es in einer Untersuchung, die in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht wurde. Vielmehr kam Folgendes heraus: Je entwickelter das Land war und je mehr Männer und Frauen in dem Land gleichgestellt waren, desto größer waren die Unterschiede beim Fleischkonsum.

Die Forschenden um Christopher Hopwood von der Universität Zürich schreiben, dass häufig das Gegenteil angenommen werde, nämlich dass mit zunehmender Gleichberechtigung auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern abnähmen. Doch immer mehr Forschung zeigte das Gegenteil, nämlich dass die Unterschiede zunähmen. 

Wo Ehemann und Ehefrau unterschiedliche Speisen wählen 

Howood und seine Kollegen geben eine Erklärung dafür: «Menschen in Ländern mit größerer Gleichstellung der Geschlechter haben mehr Möglichkeiten, das zu essen, was sie wollen - weil es dort einen größeren finanziellen Spielraum gibt und weil der Druck aufgrund der Geschlechterrollen geringer ist.» Zum Beispiel könnten sich Ehepartner bei einer gemeinsamen Mahlzeit auch mal für unterschiedliche Dinge entscheiden. Dafür sei das Geld da, es gebe ausreichend vegetarische Optionen und es sei gesellschaftlich akzeptiert.

Da Fleisch verhältnismäßig teuer sei, werde in ärmeren Ländern tendenziell weniger gegessen, fährt Howood fort. Könnten es sich die Menschen aber leisten und frei wählen, dann schlügen vor allem Männer bei Steak, Wurst und Geflügel zu. «Frauen in wohlhabenden und geschlechtergerechteren Ländern essen möglicherweise weniger Fleisch, als man aufgrund der Gesamtwirkung von Wohlstand und Geschlechtergleichheit vermuten könnte.»

Deutschland liegt in der Studie ganz vorne

Für ihre Untersuchung befragten die Forschenden mehr als 20 000 Menschen aus 23 Ländern online dazu, wie häufig sie Fleisch essen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Nord- und Südamerika, aus Europa und Asien. Dabei fiel auf: In Indien, China und Indonesien gab es beim Fleischverzehr wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Am größten waren die Unterschiede unter den untersuchten Ländern in Deutschland. Die Forschenden weisen aber selbst darauf hin, dass 23 Länder eine «bescheidene Anzahl» sei.

Die genauen Gründe für den Fleischkonsum haben die Forschenden für ihre Studie nicht abgefragt. Sie erklären aber, dass in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht werde. Sich vegetarisch ernährende Männer würden mancherorts als weniger attraktiv betrachtet als alles essende Männer. Wie häufig Männer also Fleisch auf ihre Teller legten, könne also auch von kulturellen Normen abhängen. dpa

Fleischersatz statt Fleisch: Ist das immer die bessere Wahl?

Von Neele Hartmann

Fleischersatzprodukte werden immer beliebter, der Fleischkonsum sinkt. Ob mit dem Ersatz gesünder isst, wollten Verbraucherschützer wissen und machten den Check. Die Ergebnisse schmecken nicht jedem.

Beim Gang durch den Supermarkt ist es nicht zu übersehen: das große Angebot an veganen und vegetarischen Produkten. Das Interesse an Fleischersatzprodukten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wieso wird die Ernährungsweise immer beliebter und ist sie wirklich gesünder für uns?

Kristina Rerich von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein nennt mehrere Gründe für den Ernährungswechsel: Neugier, Umweltschutz, Tierschutz, aber auch der Geschmack und die Annahme mancher Verbraucher, die Ersatzprodukte seien gesünder als Fleischprodukte. Letzteres kann aber täuschen.

Wie gesund sind Fleischersatzprodukte wirklich?

«Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass Fleischersatzprodukte nicht unbedingt gesünder sind als die fleischhaltigen Originale. Denn auch sie zählen in der Regel zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln», so Rerich. Wirft man einen Blick auf die Zutatenliste, falle direkt auf: Es ist vieles enthalten, von dem man oft nicht weiß, was es ist und wozu es gut ist.

In einem Marktcheck hat sich die Verbraucherzentrale die Nährwerte von ausgewählten Fleischprodukten sowie von den passenden vegetarischen und veganen Alternativen näher angeschaut. Untersucht wurden die Kategorien: Würstchen, Frikadellen, Nuggets, Schnitzel und Aufschnitt. Dabei fiel den Verbraucherschützern auf: Sowohl «Original» als auch die fleischfreie Alternative enthalten viel Salz. «Bei den untersuchten Würstchen und Aufschnitt enthalten 100 Gramm rund zwei Gramm Salz - das entspricht einem Drittel der empfohlenen sechs Gramm für Erwachsene pro Tag», erklärt Rerich. Sie rät daher, immer auf die Verzehrmenge zu achten.

Wenig Fett, aber auch wenig Eiweiß

Die Marktchecker fanden aber auch einen Pluspunkt für die Ersatzprodukte: Der Fettanteil in den Veggie-Varianten sowie der Anteil der eher ungesund einzustufenden gesättigten Fettsäuren in den Kategorien Würstchen, Frikadellen und Aufschnitt ist geringer als bei den fleischhaltigen Produkten. Womit die vegetarischen Alternativen aber nicht punkten können, sei der Eiweißgehalt. Denn er ist in den untersuchten Kategorien bis zu 29 Prozent niedriger als bei den Originalen. Da der Proteinanteil geringer ausfiel, müsste man, um den Proteinbedarf zu decken, theoretisch mehr von dem Produkt verzehren.

Aber das könnte nicht nur wegen des Salzgehaltes problematisch sein. Die untersuchten Veggieprodukte wiesen oft mehr Kalorien und einen durchschnittlich höheren Gehalt an Kohlenhydraten auf als die Fleischprodukte. Auch mehr Zucker sei enthalten. Allerdings müsse man dabei beachten: Nur auf wenigen Fleischprodukten ist der Ballaststoffgehalt angegeben. Da sei es wichtig, eine Balance zu finden.

Auch eine Alternative: Gemüse

Um sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, muss es aber auch nicht immer ein Fleischersatzprodukt sein. «Es gibt auch natürliche Lebensmittel, die Eiweiß enthalten und auf die man zurückgreifen kann», sagt Kristina Rerich. So könnten auch Gemüse und Hülsenfrüchte gute Alternativen darstellen, und sie lassen sich auch schnell selbst zu Bratlingen oder Bällchen formen.

Fazit:  Vegane und vegetarische Küche böte neben den Fleischersatzprodukten noch viele alternative Rezepte und Gerichte. Es müsse nicht immer ein verarbeiteter Burger-Patty sein, auch ein selbst gemachter Linsenbratling schmecke gut und liefere Proteine, so die Ernährungsexpertin. dpa