Corona und Bayern Was das Veranstaltungsverbot bedeutet

Fußball, Messen, Konzerte: Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus müssen die Menschen in Bayern in den kommenden Wochen auf vieles Verzichten. Bis zum Ende der Osterferien (19. April) verbietet die Staatsregierung alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen. Dazu zentrale Fragen und Antworten:

Warum werden nun Veranstaltungen abgesagt? 

Damit soll die Ausbreitung des Virus verlangsamt und die Risiken für große Verbreitungsszenarien reduziert werden. «Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen», argumentiert etwa Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Hintergrund der Überlegung ist, dass bei einer ungebremsten Ausbreitung des Virus etwa das Gesundheitssystem überlastet würde, etwa weil Krankenhauskapazitäten knapp werden und medizinisches Personal selbst krank werden und ausfallen könnte. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagt: «Es gibt keinen Anlass zur Panik, aber zu sehr ernsthafter Sorge.»

Welche Veranstaltungen sind betroffen? 

Grundsätzlich alle, bei denen mehr als 1000 Menschen zusammenkommen.

Das gilt sowohl für Messen und Ausstellungen, wie sie teils zuletzt schon abgesagt oder verschoben worden waren. Nun sind aber auch Fußballspiele und andere Sportevents betroffen. So stehen etwa den Bundesligisten im Freistaat sogenannte Geisterspiele ohne Zuschauer ins Haus - was auch mit einem Ausfall von Zuschauereinnahmen verbunden ist. Der Freistaat selbst schließt bis zum 19. April alle staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser. Wer Karten gekauft hat, soll das Geld zurückbekommen. Söder warnte alle Organisatoren davor, bei den Besucherzahlen «herum zu tricksen», um das Verbot zu umgehen.

Was ist mit Veranstaltungen, die über die Landesgrenzen hinaus beliebt sind, wie dem Oktoberfest, Rock im Park oder den nur alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspielen in Oberammergau?

Nach dem Willen der Wiesnwirte soll es im September auf dem Oktoberfest trotz Ausbreitung des Coronavirus heißen: «O'Zapft is!» Es sei ja noch ein halbes Jahr hin, sagt Wirtesprecher Peter Inselkammer. «Ich bin optimistisch, dass wir bis dahin das Gröbste überstanden haben.» Die Reservierungsanfragen liefen bisher völlig normal. Auch die Veranstalter von Rock im Park (5. bis 7. Juni) gehen davon aus, dass das beliebte Nürnberger Musikfestival mit rund 70 000 Besuchern stattfinden kann.

Kritisch könnte es durchaus für die Passionsspiele in Oberammergau werden. «Stand heute gehen wir davon aus, dass die Premiere stattfinden kann», sagt Sprecher Frederik Mayet. Dennoch müsse man sich darauf vorbereiten, dass bei einer Verlängerung des Veranstaltungsverbots die Premiere am 16. Mai betroffen sein könnte.

Wie kommt die Grenze von 1000 Teilnehmern zustande? 

«Das ist eine klare einfache Regel, wo wir davon ausgehen, dass sie Wirkung zeigt», sagte am Dienstag der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf. Jüngst hatte auch Spahn erklärt, die Zahl sei ein stückweit europäischer Standard geworden. «Es gab ein Bedürfnis danach, das habe ich gespürt in vielen Gesprächen, mal ein Parameter zu haben», sagte er.

Wie steht es um kleinere Veranstaltungen? 

Auch kleine Events können abgesagt werden. Bei Veranstaltungen mit 500 bis 1000 Besuchern sollen die Behörden nach dem Willen der Staatsregierung eine Risikobewertung vornehmen. «Im Zweifel lieber absagen», sagte Söder. Bei Veranstaltungen unter 500 Teilnehmern solle letztlich jeder selbst entscheiden, ob er diese ausrichte oder besuchen wolle.

Was bedeutet das Verbot für Schulen mit mehr als 1000 Schülern? 

Generelle Schulschließungen wird es in Bayern wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus aktuell nicht geben. Es bleibe hier beim bisherigen Vorgehen, sagte Söder. Dieses sieht vor, dass Schulen dann geschlossen werden, wenn es bestätigte Infektionen in der Einrichtung gibt. Stand Dienstagnachmittag haben 52 Schulen im Freistaat geschlossen.

Kann ich noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? 

Ja. In München etwa gibt es nach Angaben der Betreiber keine Einschränkungen bei Bus und U-Bahn. «Das Wichtigste ist, dass sich die Menschen an die Hygienevorschriften halten», sagt Matthias Korte von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Dafür mache die MVG Werbung in den Bahnen und auf den Bahnhöfen. «Das ist das A und O, je mehr sich daran halten, desto besser», sagt er. Beim Münchner  Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) heißt es, man stehe mit den Busunternehmern im MVV-Regionalbusverkehr «in regem Austausch zu Pandemieplänen». Zudem würden die Busunternehmer angehalten, «die Busse regelmäßig gründlich zu reinigen und dabei neuralgische Punkte gegebenenfalls auch mit viruziden Mitteln zu behandeln», sagt MVV-Sprecherin Franziska Hartmann.

Ich habe Urlaub in Italien geplant. Was muss ich dazu wissen?

Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft ganz Italien als Coronavirus-Risikogebiet ein. Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht erforderlichen Reisen nach Italien ab. Wer eine Reise geplant habe, solle sich bei seinem Veranstalter erkundigen. Die Regierung in Italien hat inzwischen die Sperrzone von bestimmten Regionen im Norden auf das ganze Land ausgeweitet. Die Menschen dürfen nach den neuen Regeln nur aus wenigen Gründen ihr Haus verlassen. Als Ausnahmen gelten Einkaufen, der Arbeitsweg, Arztbesuche oder die Hilfe für alte oder kranke Verwandte. Kinos und Theater sind landesweit geschlossen. Läden, Bars und Restaurants haben nur eingeschränkt geöffnet. Österreich erschwert wegen der Ausbreitung des Virus die Einreise aus Italien. Durchreisen nach Deutschland sollen aber ohne Stopp in der Alpenrepublik möglich sein.  dpa

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