Bonpflicht in Restaurants Karlsruher Gaststätte protestiert

«Nein, es ist nicht Fasching - es ist Bürokratiewahnsinn auf Kosten der Umwelt», erläutert Wirtin Denise Bender ihren Gästen, bei denen die Aktion gut ankommt. «Mir ist einfach der Kragen geplatzt. Ich musste den Wahnsinn mal bildlich darstellen», so die Wirtin. Sie hat übrigens nur die Belege aufgehängt, die Gäste nicht mitnahmen.

Bender kann nicht nachvollziehen, dass eine derartige Papierverschwendung im Zeitalter der Klimadiskussion verordnet wird - zumal im Kassensystem der Gastronomen ohnehin jede Bestellung gespeichert sei, so dass das Finanzamt nicht hintergangen werden könne.

Die Bundesregierung plant zum 1. Januar die Belegpflicht. Auch sollen Kassen durch eine technische Sicherheitseinrichtung fälschungssicher werden. Mit dem 2016 verabschiedeten Kassengesetz soll Steuerbetrug etwa durch manipulierte Ladenkassen bekämpft werden. Händler, Gastronomen, Bäcker und Naturschützer kritisieren die Neuregelung und fürchten immens mehr Papierverbrauch und Müll. Das sei klima- und ressourcentechnisch kein gutes Signal.

CDU-Wirtschaftsrat: Bonpflicht sorgt für unglaubliche Bürokratie

Der CDU-Wirtschaftsrat hat die zum 1. Januar startende Kassenbelegpflicht als erhebliche Belastung insbesondere für klein- und mittelständische Unternehmen kritisiert. Generalsekretär Wolfgang Steiger sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Bonpflicht unterstelle den Unternehmen aus Gastronomie und Handel zum einen pauschal kriminelle Energie. «Zum anderen sorgt es für einen unglaublichen bürokratischen Aufwand und steht exemplarisch für eine Entfremdung der Politik von der Realwelt, wenn bereits beim Kauf eines einfachen Frühstücksbrötchens oder einer Eiskugel ein Bonausdruck ausgestellt werden muss».

Steiger schlug als Kompromiss vor, für Kleinbeträge unter fünf Euro keinen Beleg auszugeben. Die einfachste Lösung sei jedoch eine grundsätzliche Befreiung von der Belegausgabepflicht für die Geschäfte, die eine zertifizierte sichere Kasse nutzten, argumentierte er. Die doppelte Absicherung über den Bondruck sei grundsätzlich entbehrlich. «Der Kaufvorgang könnte über die Bildschirmanzeige auf der Kasse unkompliziert gegengeprüft werden.»

Ein mittelständischer Bäckereibetrieb mit etwa 660 Filialen habe für den Wirtschaftsrat ausgerechnet, welche konkreten Folgen die Bondruckpflicht für das Unternehmen haben werde. Für den Beispielbetrieb würde die Zahl der Bonrollen von derzeit etwa 4150 auf rund 72 500 steigen. Kosten aufgrund des Mehrbedarfs lägen bei

53 650 Euro gegenüber derzeit rund 3000 Euro. Die Installationskosten für die neuen Einheiten in 660 Filialen würden sich demnach auf 200 000 Euro belaufen. Auch die Umweltbilanz des Betriebes wäre verheerend, so Steiger. dpa